Erdbienen: Bienen im Boden?

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Sicher kennt das jeder, man hat es sich auf Picknickdecke gemütlich gemacht, als es auf einmal summt. Diese summenden Insekten sind Erdbienen und kommen aus dem Boden. Aber sind sie auch angriffslustig wie ihre Verwandten?

Erdbienen leben nicht im Bienenvolk, sondern als Einzelgänger!

Im Gegensatz zu den Honigbienen bilden Erdbienen keine Bienenvölker, sondern sind Einzelgänger. Sie bilden innerhalb der Bienen eine eigene Gattung, die als Andrena bezeichnet wird. Die meisten lieben trockene und warme Biotope. In der Regel baut ein Weibchen ein Nest und versorgt dieses auch allein. Die Nester bestehen aus vier bis zwanzig Brutzellen. In jeder Brutzelle liegt ein Ei.

Manche Wildbienen bauen sehr viele Nester nebeneinander. Dies bezeichnet man als Nestaggregation. Sie bilden kein Bienenvolk, wie die Honigbienen. Bauen aber nachbarschaftlich nebeneinander ihre eigenen Nester. Manchmal bauen weibliche Nachkommen auch direkt neben ihren Geburtsnestern ihre eigenen Brutzellen oder nutzen verlassene Höhlen für ihre eigenen Aufzucht. Einige Insekten der Gattung Andrena nutzen generell bereits vorhandene, verlassene Nester. Dabei kommt es sehr selten vor, dass mehrere Weibchen dasselbe Nest gemeinsam nutzen.

Erdbienen leben bevorzugt im lockeren Erdreich. Die weiblichen Bienen graben Gänge, die in Brutzellen münden.

Erdbienen leben bevorzugt im lockeren Erdreich. Die weiblichen Bienen graben Gänge, die in Brutzellen münden.(#01)

Warum werden Erdbienen auch Sandbienen genannt?

Die deutsche Bezeichnung Sandbiene stammt von der Vorliebe sandigen Boden oder sehr lockeren Boden für den Nestbau zu nutzen. Andrenaartige bauen ihre Kokons bevorzugt in freien Bodenflächen, an Hängen oder in geschützten Beeten. An diesen sonnigen Plätzen ist genug Wärme für die Aufzucht vorhanden. Schattige Plätze und hohe Feuchtigkeit mögen Erdbienen hingegen nicht.

Zweimal jährlich gibt es Nachwuchs, Ende März und Anfang Juli. Die Weibchen graben nach der Paarung Gänge in den Erdboden. Diese Gänge können bis zu 60 cm tief in den Boden gehen. Um den Eingang herum häuft das Bienenweibchen das heraus getragene Erdreich vermischt mit ihrem Speichel an. Dieses Speichel-Erdgemisch härtet nach dem Trocknen aus und bildet einen stabilen Eingangsbereich.

Einige Bienen verwenden bereits vorhandene Gänge anderer Insekten. Auch morsches Holz, leere Schneckenhäuser oder Pflanzenstängel können als Brutkammern genutzt werden. Egal welche Umgebung für die Bruthöhle genutzt wird, die Gänge enden immer in Brutzellen und haben oftmals Seiteneingänge. Die Brutzellen werden mit Pollen und Nektar gefüllt, um den Larven eine Nahrungsgrundlage zu bieten. In jede Brutzelle wird ein Ei gelegt. Nachdem die Larven geschlüpft und sich genährt haben, verpuppen sie sich. Die Bienen, die im Spätsommer schlüpfen, verlassen den Bau erst im Frühjahr des nachfolgenden Jahres.

Das sind die Hauptmerkmale der Erdbiene noch einmal zusammengefasst

  • die Größe liegt zwischen 5 und 16 mm
  • die Grundfarbe ist schwarz, schwarz-rot oder selten metallisch glänzend
  • der Leib ist meist pelzig und behaart
  • die Hinterbeine haben helle Haarbinden und sind blond bis orange
  • die Weibchen besitzen eine Haarlocke an der Unterseite der Hinterbeine
  • nur Weibchen haben einen schwach ausgebildeten Stachel
  • die Männchen haben keinen Stachel
Eine Wildbiene sitzt am Eingang der Bruthöhle.

Eine Wildbiene sitzt am Eingang der Bruthöhle.(#02)

Erdbienen bzw. Sandbienen: Wie unterscheiden sie sich von den Honigbienen?

Die Insekten unterscheiden sich optisch von den Honigbienen. Aber auch innerhalb der Andrena-Arten gibt es große Unterschiede. Die größten Unterschiede liegen in der Farbe. Die Grundfarbe variiert zwischen schwarz, schwarz-rot sowie ganz selten auch metallisch glänzend. Viele Erdbienen sind pelzig, es gibt aber auch wenig behaarte. Im Gegensatz zur Honigbiene haben nur die Weibchen einen Stachel. Dieser ist aber nur sehr schwach ausgeprägt.

Die beiden folgenden Beispiele zeigen die oben genannten Unterschiede sehr deutlich. Weibchen der Andrena Vulva – auch rotpelzige Sandbiene genannt – werden 12–14 mm groß. Die Oberseite ist dicht behaart in einem leuchtenden Fuchsrot. Die Unterseite, Kopf und Beine sind komplett schwarz. Durch die dichte Behaarung wirkt sie recht breit und ähnelt eher einer Hummel.

Die Andrena Vulva – auch rotpelzige Sandbiene genannt – ist eine besonders auffällige Erdbienenart, die der Hummel ähnelt.

Die Andrena Vulva – auch rotpelzige Sandbiene genannt – ist eine besonders auffällige Erdbienenart, die der Hummel ähnelt.(#03)

Ganz anders ist das Erscheinungsbild der Andrena Flavipes – auch gemeine Sandbiene genannt. Sie erreicht eine Körperlänge von 10 bis 14 Millimetern und ähnelt stark der Honigbiene. Jedoch mit deutlicheren Haarbinden am Ende der Tergite. Als Tergite wird der hintere Rücken bezeichnet. Die auf dem Bild erkennbaren Streifen sind Haarstreifen, die bei der Biene Haarbinde genannt wird.

Die Andrena Flavipes (gemeine Sandbiene) hingegen ist kaum behaart und hat ähnlich der Honigbiene Haarbinden auf dem Rücken.

Die Andrena Flavipes (gemeine Sandbiene) hingegen ist kaum behaart und hat ähnlich der Honigbiene Haarbinden auf dem Rücken.(#04)

Sind Erdbienen gefährlich?

Nun aber zurück zu unserem Picknick Problem. Muss man sich im Freien vor Erdbienen schützen? Anders als Honigbienen reagieren sie überhaupt nicht aggressiv. Jeder sollte sich freuen, wenn sich diese fleißigen Helfer im Garten ansiedeln. Denn sie bestäuben Pflanzen und erfüllen damit eine essenziell wichtige Aufgabe. Männchen haben überhaupt keinen Stachel. Die Weibchen sind zwar mit einem Stachel ausgestattet, dieser ist aber so schwach, dass er normalerweise nicht durch die Haut eines Menschen hindurch stechen kann.

Es sind absolut friedfertige Tiere, die nicht einmal stechen, wenn man versehentlich auf die Bruthöhlen tritt. Im Gegensatz zur Honigbiene – die ein Bienenvolk bildet, dass sich nach außen hin verteidigt, lebt die Erdbiene als Einzelgänger. Einerseits sind die Nester und Brutzellen sehr gut getarnt. Dadurch hat sie nur sehr wenige Feinde. Andererseits ist das Weibchen allein verantwortlich für ihre Brutzelle und vermeidet jegliche Gefahr. Denn wenn das Weibchen getötet wird, sterben automatisch auch die Nachkommen, da sie nicht mehr versorgt werden.

Die friedliche Bestäuberin ruht sich nach getaner Arbeit auf der Hand aus.

Die friedliche Bestäuberin ruht sich nach getaner Arbeit auf der Hand aus.(#05)

Die Erdbiene ist eine Wildbiene und steht unter strengem Artenschutz!

Erd- und Sandbienen sind Wildbienen. Sie gehören zu den bedrohten Tierarten und stehen unter strengem Artenschutz. Sie zu Töten oder umzusiedeln, ist streng verboten. Je nach Bundesland liegen die Geldstrafen für das Töten, Fangen, oder Verletzen der Wildbienen, sowie die Zerstörung oder Beschädigung ihrer Nester bei einer Geldstrafe bis zu 65.000,00 €. Die genauen Beträge sind im Bußgeldkatalog unter nachfolgendem Link zu finden: https://www.bussgeldkatalog.org/tierschutz-biene/.

Gartenfreunde sollten sich freuen, wenn sie Erdbienen in ihrem Garten haben. Denn sie sind nützliche kleine Helfer bei der Gartenpflege. Mehr als 75 Prozent aller europäischen Nutz- und Kulturpflanzen sind auf die Bestäubung durch Bienen angewiesen. Deshalb kann kein Garten ohne Bienen gedeihen.

Wie kann man Erdbienen vertreiben?

Auch wenn die Insekten nützlich und friedlich sind, kann es in manchen Fällen dennoch notwendig werden, diese umzusiedeln oder zu vertreiben. Die Maßnahmen zur Vertreibung sollten aber absolut schonend sein, damit das Überleben der Tiere gewährleistet wird.

Deswegen ist eine Herbeiführung des Standortwechsels die einzige Form Sandbienen zu ″bekämpfen″. Es gibt zwei Möglichkeiten einen Standortwechsel herbei zu führen und somit die Nistplätze der Nektar Sammler zu bekämpfen.

Mit einer Gießkanne mehrmals täglich vorsichtig dosiert die Nester wässern – ohne die Tiere zu ertränken.

Mit einer Gießkanne mehrmals täglich vorsichtig dosiert die Nester wässern – ohne die Tiere zu ertränken.(#06)

Erdbienen benötigen einen trockenen, warmen und sonnigen Standort für die Brutpflege. Eine Möglichkeit ist es, die Nester zu beschatten, indem man Sonnensegel aufstellt und ihnen damit Sonne und Wärme entzieht. Ohne ausreichende Licht- und Wärmezufuhr wird die Aufzucht schwierig.

Eine weitere Methode, die allerdings nicht ganz ungefährlich für die Bienen ist, ist das Bewässern der Bruthöhlen. Diese Methode ist die erfolgversprechendste. Denn sind die Brutzellen zu feucht, werden die Bienen diese mit Sicherheit verlassen und sich einen neuen Brutplatz suchen.

Mit einer Gießkanne kann man mehrmals täglich die Höhlen der Bienen bewässern. Allerdings muss man dabei sehr behutsam vorgehen, um die Tiere nicht zu ertränken. In der Regel sorgen beide Methoden dafür, dass die Erdbienen ihre Bruthöhlen verlassen. Die Bienen werden sich dann einen neuen Standort für ihre Brutzellen suchen. Wenn es nur darum geht, den Standort innerhalb der Gartenanlage zu verändern, kann man den Bienen auch vorbereitete Nistplätze anbieten.

Der Gärtner kann wieder die wichtigen Bereiche begehen und die Bienen können friedlich weiter auf der Grünfläche leben und die verschiedenen Blumen und Pflanzen bestäuben. Gärtner, die Gemüse und Obst anbauen, benötigen zwangsläufig die fleißigen Bienen zur Gartenpflege.

So wird ein Wildbienen Hotel gebaut:

In diesem Videoclip findet sich eine nützliche Anleitung zum Bau und der Bereitstellung geeigneter Unterschlupfmöglichkeiten. So können sich verschiedene Arten von Erdbienen und Wildbienen im Garten ansiedeln. Bietet man diese sogenannten Wildbienen-Hotels selbst an, kann man auch bei der Standortwahl mitbestimmen.

Video: das beste Insektenhotel? Insektenhotel selber bauen⎮Wildbienenhotel bauen⎮Insektenschutz⎮Wildbienen

Sandbienen mit Ausnahmegenehmigung umsiedeln

Aber wann wird die friedliche Erdbiene zum Problem? Es gibt Einzelfälle von sehr hohen Ansiedlungen. Es soll Gärtner geben, die die Gartenpflege aufgrund der enormen Anzahl an Bienen nicht mehr durchführen können. Dies ist die einzige Möglichkeit eine Umsiedlung der Bienen zu beantragen. Eine Umsiedlung ist möglich, aber auch nicht einfach. Um die Bienen umzusiedeln, muss man einen Antrag auf Ausnahme vom Umsiedlungsverbot nach § 62 des Bundesnaturschutzgesetzes stellen.

Erst nach Genehmigung des Antrages darf man mit fachmännischer Unterstützung die Erdbienen vorsichtig umsiedeln. Das Umsiedeln ist zwar möglich, aber nicht einfach. Denn es gibt viele verschiedene Einzelnester, die nicht zusammenhängen. Und es muss unbedingt versucht werden, so wenig wie möglich zu beschädigen. Für die Umsiedlung werden Erdblöcke ausgestochen. Um die Nester auszustechen, darf der Boden nicht zu trocken sein, damit die Erdblöcke nicht auseinanderfallen. Diese ausgestochenen Erdwürfel werden an einem Standort mit ähnlich idealen Bedingungen in ein bereits vorbereitetes Erdloch umgesetzt.

So kann ein Wildbienen-Hotel aussehen um die Wildbienen umzusiedeln.

So kann ein Wildbienen-Hotel aussehen um die Wildbienen umzusiedeln.(#07)


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