Herbstzeitlose: Gefährlich oder ungefährliche Heilpflanze?

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Die bekannteste Pflanzenart der Zeitlosengewächse ist die Herbstzeitlose, lateinisch Colchicum autumnale. Die in Süd-, West- und Mitteleuropa beheimatete Knollenpflanze wächst auf feuchten, nährstoffreichen Wiesen und Weiden sowie in lichten Wäldern und blüht, wie der Name schon sagt, im Herbst.

Die Geschichte der Herbstzeitlosen

Bereits im Mittelalter nutzte man die Wirkung der Herbstzeitlose zur Behandlung gegen Gicht. Auch als Heilpflanzen gegen die Pest wurde die Herbstzeitlose eingesetzt. Doch der gewünschte Erfolg blieb leider aus, da die Menschen damals die Knollen um den Hals trugen, was natürlich einer Heilung nicht wirklich zuträglich war.

Doch der berühmte Arzt und Apotheker Tabernaemontanus warnte schon damals vor dem Gebrauch der, zu den Giftpflanzen zählenden Herbstzeitlose. Die Knollen wurden öfters mit anderen Heilpflanzen in den Apotheken verwechselt und der Irrtum forderte einige Todesopfer.

Video: Herbstzeitlose, Heilpflanze

Steckbrief der Herbstzeitlose

  • Einzelblüte in Trichterform auf einem Röhrenstiel
  • Blütenfarben von weiß über hellrosa bis violett
  • Blütezeit: August bis Oktober
  • Standort: Halbschattig bis sonnig
  • Verwendung: Sehr giftige Zierpflanze in Wiesen und als Unterpflanzung
  • Winterhart
  • Höhe: 10 bis 25 cm
  • Besonderheit: Blüten und Stängel sind nie gemeinsam zu sehen
  • Verwechslung mit Bärlauch
  • Wirkstoffe der Herbstzeitlose: Alkaloide, hauptsächlich Colchicin

Herbstzeitlose im Garten

Um den Garten im Herbst, wenn alle anderen Blumen bereits verblüht sind, mit ein paar Farbtupfern aufzupeppen, wählen viele Gartenbesitzer die Herbstzeitlose. Sie liebt einen sonnigen Standort auf sandig bis lehmigen und nährstoffreichen Boden. Etwas windgeschützt erfreut sie uns mit ihren zarten Farben von August bis Oktober. Doch je schattiger der Platz, umso spärlicher blüht die Pflanze.

Die Blüten der Herbstzeitlose wachsen direkt auf einem röhrenartigen Stiel aus der Knolle. Der Blütenkelch beseht aus sechs zipfelartigen Blättern die je nach Art, ob Wild- oder Gartenwuchs, auch gefüllt im Handel angeboten werden.

Die Blüten der Herbstzeitlose wachsen direkt auf einem röhrenartigen Stiel aus der Knolle. Der Blütenkelch beseht aus sechs zipfelartigen Blättern die je nach Art, ob Wild- oder Gartenwuchs, auch gefüllt im Handel angeboten werden.(#01)

Blüten- und Blätterform

Die Blüten der Herbstzeitlose wachsen direkt auf einem röhrenartigen Stiel aus der Knolle. Der Blütenkelch besteht aus sechs zipfelartigen Blättern die je nach Art, ob Wild- oder Gartenwuchs, auch gefüllt im Handel angeboten werden. Da die Pflanzen während der Blütezeit keine Blätter hervorbringen, erhielten sie auch den originellen, englischen Namen „Naked Ladies“.

Die sattgrünen Blätter, die erst im darauffolgenden Frühjahr erscheinen, wenn die grünen Samenkapseln entstanden sind, werden bis zu 25 cm lang und ähneln den Blättern von Bärlauch. Daher kommt es auch immer wieder zu Verwechslungen, da beide Pflanzen den gleichen Standort bevorzugen.

Tipp: Die Blätter des Bärlauch riechen nach Knoblauch!

Im Mai und Juni bilden die Herbstzeitlosen erst grüne, später braune Samenkapseln mit schwarzen, klebrigen Samen, die von Ameisen und Windböen ausgesät werden.

Eine besondere Pflege benötigt die Herbstzeitlose nicht, nur die vergilbten Blätter sollte man mit Handschuhen entfernen.

Eine besondere Pflege benötigt die Herbstzeitlose nicht, nur die vergilbten Blätter sollte man mit Handschuhen entfernen.(#02)

Was ist bei der Pflanzenzucht und Pflege zu beachten?

  • Die Pflanzung erfolgt in ihrer Ruhezeit im Juli bis September
  • Der Pflanztermin beeinflusst die Blütezeit, die ca. drei bis vier Wochen nach der Einpflanzung beginnt
  • Setzen Sie die Knollen möglichst tief, eine Tiefe von 10 bis 20 cm ist ideal
  • Lassen Sie zwischen den Knollen einen Abstand von mindestens 20 cm, damit in den folgenden Jahren die Tochterknollen genügen Platz zum Wachsen haben
  • Gießen Sie die Pflanzen gründlich an

Eine besondere Pflege benötigt die Herbstzeitlose nicht, nur die vergilbten Blätter sollte man mit Handschuhen entfernen. Die Pflanzenzucht ist denkbar einfach, da sich die Pflanzen selbst vermehren. Die Mutterknolle stirbt nach der Blüte ab, doch sie bildet viele Tochterknollen, die durch Teilung an anderer Stelle wieder neu ausgepflanzt werden können.

Manchmal werden in feuchten Sommern die Herbstzeitlosen von Grauschimmel befallen. Um eine Ausbreitung der Pilzkrankheit zu verhindern, sollten die mit dem samtig, grauen Belag befallenen Pflanzenteile umgehend mit einer scharfen Gartenschere und Handschuhen abgeschnitten und im Hausmüll entsorgt werden.

Auf Beeten bilden die Herbstzeitlose mit ihrer schönen Blütenfarbe eine harmonische Kombination mit niedrig wachsenden, bunten Ziergräsern.

Auf Beeten bilden die Herbstzeitlose mit ihrer schönen Blütenfarbe eine harmonische Kombination mit niedrig wachsenden, bunten Ziergräsern.(#04)

Gestaltungsmöglichkeiten im Garten

Auf Beeten bildet die Herbstzeitlose mit ihrer schönen Blütenfarbe eine harmonische Kombination mit niedrig wachsenden, bunten Ziergräsern. Unter Gehölzen und Sträuchern mit kräftiger Herbstfärbung wie Pfaffenhütchen, Japanischem Ahorn oder Hartriegeln kommen die hübschen Blüten besonders gut zur Geltung.

Als besonderen Hingucker können die Herbstzeitlose auch, wie Krokusse, in Blumenwiesen oder Rasenflächen eingepflanzt werden und lassen so den Herbst im Garten nicht so trist erscheinen. Besitzen Sie tiefe Pflanzkübel, können die Herbstzeitlose, wenn sie tief genug eingepflanzt werden, auch Ihre Terrasse oder Ihren Balkon verschönern.

Sorten

Heutzutage werden im Handel viele verschiedene Züchtungen für den Garten angeboten. Diese Gartenzüchtungen wie zum Beispiel „Apollo“,“Waterlily“ oder „Alboplenum“ zeichnen sich im Gegensatz zu den Wildformen durch ihren großartigen Wuchs und ihre kräftige Blütenfarbe aus. Es werden sogar vereinzelt auch gelbe oder zweifarbige Züchtungen angeboten.

Video: Giftpflanzen: Die Herbstzeitlose (BF blau)

Herbstzeitlose: Die gefährliche Giftpflanze

So wunderschön die Pflanze anzusehen ist, so giftig ist sie auch. Man sollte ihre Giftigkeit nicht unterschätzen, denn alle Pflanzenteile, vor allem aber die Knolle und der Samen der Herbstzeitlose enthalten das, für Mensch und Tier sehr giftige Alkaloid genannt Colchicin, das eine Ähnlichkeit zu Arsen besitzt. Schon kleinste Mengen der Inhaltsstoffe sind für Mensch und Tier lebensbedrohlich. Besonders Kinder sind beim Spielen auf Wiesen und in Wäldern besonders gefährdet.

Eine tödliche Dosis ist schon mit 10-20 mg der Giftstoffe der Pflanze oder 2-5 g der Samen gegeben. Bereits zwei bis sechs Stunden nach dem Kontakt mit den Giftpflanzen treten die ersten Symptome der Vergiftung auf.

Nach anfänglichen Schluckbeschwerden kommt Brennen im Mund- und Rachenraum dazu, was dann in Erbrechen, Krämpfe und eventuell blutige Durchfälle übergeht. Der Tod durch Atemlähmung tritt dann nach ein bis zwei Tagen ein. Erste Maßnahmen nach dem Verzehr der Pflanze ist möglichst viel Wasser zu trinken und sofort den Notarzt zu rufen.

Vorsicht – keine Milch trinken, da dadurch die Giftwirkung noch verstärkt werden kann!

Berichten zufolge kam es sogar zu tödlichen Vergiftungen nach dem Verzehr von Milchgetränken, die von Schafen und Ziegen stammten, die vorher von Weideflächen mit Herbstzeitlosen gefressen hatten.

Nicht nur für Menschen, sondern auch für Tiere sind die Herbstzeitlosen besonders gefährlich.

Folgende Tierarten sind besonders betroffen: Schafe, Ziegen, Hunde und Katzen, Kaninchen und Hasen, Meerschweinchen und Hamster sowie auch für alle Vogelarten. Großtiere wie Pferde, Rinder und Schweine sind besonders gefährdet, da die Herbstzeitlosen auf vielen Weiden weit verbreitet sind. Sogar nach dem Abmähen der Wiesen sind die grünen Blätter im Heu noch immer gefährlich. Da die braunen, vergilbten Blätter der Herbstzeitlose keine Gefahr mehr bilden, bietet es sich an, die Heuwiesen möglichst spät zu mähen.

Hilfreich bei der Pflanzenzucht

Während bei Mensch und Tier das Colchicin Vergiftungen Höchstengrades hervorruft, spielt bei der Pflanzenzucht das Colchicin eine bedeutende Rolle. Behandelt man verschiedene Pflanzen mit Colchicin, lässt sich der Chromosomensatz einer Pflanze vermehren und erhält dadurch bei Obstgehölzen und Getreide größere Früchte und Samen sowie bei Blütenpflanzen größere Blüten.

Die Inhaltsstoffe Alkaloide davon hauptsächlich das Colchicin, wird von Mai bis Juni aus den Samen der Herbstzeitlose gewonnen

Die Inhaltsstoffe Alkaloide davon hauptsächlich das Colchicin, wird von Mai bis Juni aus den Samen der Herbstzeitlose gewonnen (#03)

Herbstzeitlose: Die giftige Heilpflanze

Die Inhaltsstoffe Alkaloide davon hauptsächlich das Colchicin, wird von Mai bis Juni aus den Samen der Herbstzeitlose gewonnen. Der Wirkstoff wird zur Behandlung von akuten Gichtanfällen eingesetzt. Das Zellgift Colchicin verhindert die Vervielfältigung von schnell wachsenden Zellen und wird auch erfolgreich bei starkem Gelenkrheumatismus, bei Krebs und bei diversen Erbkrankheiten wie zum Beispiel das familiäre Mittelmeerfieber eingesetzt. Jedoch werden sie aufgrund ihrer Giftigkeit heute nicht mehr direkt als pflanzliches Arzneimittel verwendet.

Man sollte niemals aus Teilen der Pflanze oder der Knolle selbst Tee oder Ähnliches herstellen!
Eine Überdosierung der Arzneimittel können zu Vergiftungen führen, die sich mit Erbrechen, Durchfall, Bauchschmerzen bemerkbar machen und zu Haarausfall und Blutarmut führen.

In der Homöopathie und der Schulmedizin wird der Inhaltsstoff Colchicin auch zur Behandlung von Rheuma, Leukämie, Nervenschmerzen und gegen Tumore erfolgreich angewandt, da der Stoff entzündungshemmend ist.


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